In der Regel gibt es zu jedem Gang im Mehrgangmenü ein Glas Wein und am Ende des Abends einen leichten Schwips. Was aber, wenn man noch fahren muss, keinen Alkohol trinkt oder einfach Lust auf was anderes hat? Bislang gab es wenig Alternativen zum Wasser, doch jetzt gibt es die alkoholfreie Speisenbegleitung.
Schluss mit langweilig
Ein nicht untypisches Bild: Ein gemeinsames Mehrgang-Abendessen im Restaurant, mit jedem Gang bringt der Sommelier ein neues Glas Wein an den Tisch, bestens abgestimmt auf die Aromen des jeweiligen Gangs. Die Gäste genießen – nur diejenigen, die keinen Alkohol trinken dürfen oder wollen, schauen dumm aus der Wäsche. Immer nur Wasser oder Apfelschorle, das ist langweilig und alles andere als ein Food-Pairing-Erlebnis, bei dem Speise und Getränk ein synergetisches Erlebnis erzeugen.
Eine Idee aus der Fine-Dining-Welt
Mit der neuen, alkoholfreien Speisenbegleitung soll dies anders werden. Das Konzept wurde von verschiedenen Köchen aus der Fine-Dining- und Sterne-Gastronomie entwickelt mit der Idee, den Gästen mit Getränken ohne Prozente genau so viel Genuss zu bieten wie bei Wein und Co. Das Berliner Zwei-Sterne-Restaurant „Horvàth“ zum Beispiel serviert begleitend zu seinen Speisen entweder Wein oder ausgefallene, hausgemachte Getränke wie Molke mit Meerettich, Honig- und Leindotteröl, Gelbe-Beete-Saft mit Kürbiskernöl oder ein Pilzwasser mit geröstetem Blumenkohlstaub und Hühnerbouillon. Man kann auch zwischen Wein und alkoholfreien Kreationen hin- und herwechseln. Im ebenfalls in Berlin ansässigen „einsunternull“ (ein Michelin-Stern) setzt man Wasserkefir in den Geschmacksrichtungen Lindenblüte-Stachelbeere oder Apfel-Walnuss auf. Viele weitere Restaurants im ganzen Land haben den Trend bereits aufgegriffen und bieten ihren Gästen komplexe, innovative und geschmacksintensive Kreationen, deren Aromen mit jenen des jeweils geschickten Gangs korrespondieren.
Es gibt auch gute trinkfertige Lösungen
Das ist oft aufwändig in der Herstellung. Doch es gibt auch einfachere Lösungen. Immer häufiger werden auch so genannte Switchels serviert. Das sind fruchtige Getränke, die aufgrund ihrer Basis – Essig, zum Beispiel Apfelessig – eine schöne säuerliche Note haben und sich leicht selbst herstellen und vorbereiten lassen. Sie werden mittlerweile auch von verschiedenen Herstellern trinkfertig angeboten. Nicht nur Wein und Käse sind ein Traumpaar, sondern – wer hätte es gedacht – auch Tee und Käse. Oder Tee und Schokolade – je nach Sorte. Auch im Bereich der Biere, speziell der handwerklich gebrauten Craft-Biere, gibt es heutzutage spannende alkoholfreie und höchst geschmackvolle Produkte: Dank der Verwendung von Aromahopfen sind auch die Vertreter ohne Alkohol geschmacklich intensiv und facettenreich.
Und ja, sogar im Bereich der Spirituosen gibt es, so seltsam es klingen mag, jetzt alkoholfreie Alternativen: Gleich mehrere Hersteller bieten mit aromatischen Botanicals hergestellte Destillate an, die zum Beispiel Gin ersetzen sollen – und die, mit einem Tonic Water gemixt, einen leckeren Longdrink erzeugen.
Buchtipp: Die neue Trinkkultur
Wer in diese spannende Welt einsteigen und sich einen guten Überblick über Kombinationsmöglichkeiten und Rezepte verschaffen will: Das 2017 erschienene Buch „Die neue Trinkkultur“ von Nicole Klauß ist ein idealer Start ins Thema. Mehr dazu unter www.neuetrinkkultur.de.